Viele kennen die Vorfreude auf einen bevorstehenden Segeltörn: Die Yacht ist gebucht, Sachen sind gepackt, die Crew ist in Urlaubsstimmung. Doch bevor der Urlaub tatsächlich beginnt, gibt es noch eine Hürde: Der Check-In beim Vercharterer.
Gerade wenn man nur gelegentlich eine Charter-Yacht bucht, ist das Ereignis umso aufregender. In diesem Artikel gehen wir auf Fragen ein wie: Wie läuft eine Yacht-Übergabe ab? Wie verhalte ich mich gegenüber dem Personal des Vercharterers? Worauf ist bei der Übernahme zu achten? Welche wichtigen Details stehen nicht im Protokoll?
Vorab:
Der Check-In startet genau genommen bereits vor Anreise des Charterkunden. Vorab musst du bereits eine entsprechende Segellizenz, die VHF-Lizenz sowie eine Crewliste einreichen.
Mitbringen:
- Skipper und Co-Skipper: Da Skipper und Co-Skipper beide in der Lage sein sollten die Yacht sicher zu führen, empfehlen wir, dass ihr zu zweit den Check-In macht.
- Kaution: Die Übergabe ist der Moment, an dem die Kaution hinterlegt werden muss. Entsprechend solltest du Bargeld oder eine ausreichend gedeckten Kreditkarte mitnehmen.
- mitzubringende Dokumente: Segellizenz, VHF-Lizenz, Pässe oder Personalausweise, Boarding Voucher
Check-In Dauer:
In der Regel dauert ein Check-In rund 45 Minuten. Er umfasst dabei sowohl eine Inventur als auch eine Einweisung. Generell ist es wichtig, als Charterkunde darauf zu bestehen so viel Zeit zu bekommen, bis man sich mit der Yacht ausreichend vertraut gemacht hat.
Ablauf des Check-Ins:
Nach der Anmeldung bei der Charterbasis heißt es meist erstmal auf einen Ansprechpartner zu warten. Da alle an einem Samstag die Yachtübernahme machen, ist immer viel los.
Ggf. Ist es möglich bereits mit dem Übergabeprotokoll an Bord der Yacht zu gehen. So könnt ihr euch bereits selbst ein erstes Bild machen.
Sobald der Ansprechpartner verfügbar ist, empfehlen wir diesen zunächst durch Smalltalk kennenzulernen. Es ist eine gute Gelegenheit, um Reviertipps und Informationen zum Tanken, Duschen, Supermärkten, Restaurants etc. zu erhalten. Diese erste Unterhaltung lockert auf und hilft beiden Seiten das gegenüber besser einzuschätzen.
Achte darauf, dass du als Charterkunde das Übergabeprotokoll abhakst. Der Ansprechpartner wird die einzelnen Punkte durchgehen und alles zeigen. Du bestätigst mit deinem Haken die Abnahme.
Jedes Schiff ist anders und hat eine individuelle Ausstattung. Hier gilt es genügend Fragen zu stellen, bis du dich sicher fühlst. Generell empfehlen wir sich lieber etwas mehr erklären zu lassen als zu sagen, dass man sich bereits auskennt. Es geht letztendlich darum, sich mit diesem konkreten Schiff vertraut zu machen.
Neben dem Übergabeprotokoll sind diese Hinweise hilfreich:
Unter Deck
- Sicherheitsausrüstung komplett? (z.B. Rettungswesten, Feuerlöscher, Verbandkasten)
- Werkzeug und Ersatzteile (z.B. Ist ein Keilriemen vorhanden?)
- Ölstand: Motoröl ausreichend? Wenn Saildrive, ist hier Öl ausreichend?
- Bilge: Sind Bilge und Motorbilge trocken? Funktioniert die Bilgepumpe? Zeigen sich Risse im Laminat?
- Bedienung Toilette und Dusche: Wie öffnet/schließt man den Fäkalientank? Ist der Fäkalientank leer und nicht verstopft? Wo befinden sich Absperrventile?
- Bedienung Funkgerät
- Panel: Wasserstandsanzeige, Batterie-Ladezustand etc. (z.B. Gibt es einen Umschalter für die Wassertanks? Wie alt sind die Batterien?)
- Sicherungen: Wo befinden sich Batteriehauptschalter, Sicherung Ankerwinsch, Sicherung Bugstrahlruder?
- Küchenausstattung komplett? (u.a. Schneidebrett, Messer, genug Besteck/Geschirr/Gläser etc.)
- Bedienung Herdplatten und Backofen (z.B. Bleibt der Ofen an? Ist die zweite Gasflasche gefüllt?)
- Lampencheck in jedem Raum
Auf Deck
- Allgemeiner Rundgang: Augenmerk auf Risse bzw. Beschädigungen vom Anker am Bug, Badeplattform, Klampen, breiteste Stelle des Bootes, etc.
- Riggcheck: an Wanten rütteln, um zu prüfen, dass sie unter ausreichend Spannung stehen
- Außenbeleuchtung/Navigationslichter funktionsfähig?
- Bedienung der Segel, Segel rausholen: ggf. Risstest mit Anwesenheit des Ansprechpartners
- Bedienung des Motors, Motor anlassen: Kühlwasser Austritt? Getriebe leichtgängig?
- Bedienung Kartenplotter
- Tiefenmesser: Misst er ab Wasseroberfläche oder unterhalb des Kiels? Was ist der Tiefgang der Yacht?
- Bedienung Bugstrahlruder
- Bedienung Autopilot: Ist das Ruder steif bei Aktivierung des Autopiloten?
- Bedienung Ankerwinsch: Wie lang ist die Ankerkette? Gibt es Markierungen auf der Kette?
- Dingi: Ist ausreichend Luft im Dingi? Ist eine passende Luftpumpe vorhanden?
- Bedienung Außenborder
Solltet ihr Schäden feststellen, vermerkt sie im Übergabeprotokoll und macht Fotos. Übrigens, falls doch mal etwas erst nach dem Check-In auffallen sollte, mach’ ein Foto und schick den Schaden per SMS/Whatsapp an den Vercharterer mit dem Hinweis, ob der Schaden von dir ist oder nicht. Es zahlt sich immer aus mit offenen Karten zu spielen und er wird dir dankbar sein, über den Schaden Bescheid zu wissen.
Nachdem ihr das Übergabeprotokoll durchgegangen seid und ihr keine weiteren Fragen habt, kannst du das Protokoll unterzeichnen. Überprüfe am besten nochmal, dass du die Kontaktinformationen eines Ansprechpartners der Charterbasis hast. Wenn alles passt, du dich mit der Yacht vertraut fühlst, ist es endlich soweit: Ihr könnt die Crew an Bord holen und der Segelurlaub kann beginnen!
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