Kurz vor Beginn unseres Mallorca Segeltörns wurde vom RKI eine Reisewarnung für Spanien ausgesprochen. Nach einigem Hin und Her haben wir unseren Törn dennoch angetreten und berichten wie es war: Der Segelurlaub im Risikogebiet.
Reisen in Risikogebiete sind erlaubt, aber abschreckend
Generell gilt für ein Risikogebiet kein Reiseverbot sondern eine Reisewarnung. Diese soll Urlauber abschrecken, es ist aber grundsätzlich möglich die Reise anzutreten.
Meine Bedenken bei der Reise nach Mallorca war, dass im Risikogebiet Corona hinter jeder Ecke lauern könnte. Gerade durch die Medienberichterstattung war mein Bewusstsein stark darauf fokussiert Kontakt mit Locals zu vermeiden.
Anreise ins Risikogebiet
Wir reisten am Freitag, einen Abend vor Törnbeginn, mit dem Flugzeug an. Der Flieger war angenehm leer. Jeder Passagier hatte eine Reihe für sich und auch am Flughafen war kaum etwas los. Vor Ort angekommen, holten wir unseren Mietwagen und machten uns auf zur Marina. Da die Yacht in der Vorwoche nicht gebucht war, bat uns der Vercharterer netterweise an direkt aufs Boot zu gehen. Somit mussten wir uns noch nicht einmal um eine Unterkunft bemühen und konnten die Segelyacht ganz in Ruhe inspizieren bevor am nächsten Tag der Check-in los ging. Am Steg herrschte an diesem Samstag nicht das gewohnte Gewusel an- und abreisender Chartercrews. Die Marina war angenehm ruhig und der Vercharterer bot mir als Skipper volle zeitliche Flexibilität für den Check-in an.
Gegen Mittag trudelte der Rest der Crew ein, wir schrieben die Einkaufsliste und ein Teil der Crew machte sich mit dem Mietwagen auf den Weg zum Supermarkt. Auch hier haben sie berichtet, dass am frühen Nachmittag alles leer und entspannt war. – Das hätte natürlich auch anders laufen können.
Nach getaner Arbeit gingen wir gemeinsam in einem Restaurant am Wasser Essen. Auf Mallorca gilt im öffentlichen Raum drinnen und draußen die Maskenpflicht. Dies ist neu wenn man aus Deutschland kommt, man gewöhnt sich aber schnell um. Obwohl wir uns beim Restaurant sehr sicher und wohl gefühlt haben, sollte es der einzige Restaurantbesuch für den Rest der Woche sein.
Segeln auf Mallorca/ Menorca zur Zeit der Reisewarnung
Nach dem Ablegen hat es uns in einsame, türkisblaue Buchten zum Ankern verschlagen. Neben uns gab es selten mehr als 1-2 weitere Boote vor Ort. In den Buchten sind wir geschwommen, SUP gefahren, haben Yoga gemacht und gemeinsam den Abend ausklingen lassen. Der Törn war einer der naturnahesten Segelurlaube, die ich bislang verleben durfte. Wir hatten wunderbare Segelwinde, wurden von Delfinen besucht und haben nachts Sternschnuppen gesehen. Auch der Ausflug nach Menorca war ein echtes Highlight mit Blauwasser-Feeling. Für einen Moment haben wir sogar das drumherum komplett vergessen…
Bei Rückkehr in den Hafen von Portocolom war nur ein Boot vor uns an der Tankstelle. Das Übliche Gerangel und Gedrängel bliebt komplett aus. Pünktlich zum Anlegen warteten die Marineros bereits am Steg und nahmen unsere Heckleinen entgegen. Ich hatte selten einen so entspannten Ablauf in der Marina.
Rückkehr nach Deutschland aus dem Risikogebiet
Nach dem Checkout ging es für uns zurück zum Flughafen und auch der Flieger auf dem Rückweg war gerade mal zu einem Drittel gefüllt.
Am Flughafen in Berlin habe ich mich direkt testen lassen, denn bei Rückkehr aus einem Risikogebiet ist dies verpflichtend. Auch hier verlief alles reibungslos. Wenn auch das Testverfahren selbst eher unangenehm war. Nach zwei Tagen zuhause erhielt ich mein Negativergebnis. Um nochmal sicher zu gehen, habe ich nach 5 Tagen einen weiteren Test machen lassen. Auch dieser negativ und das obwohl der Urlaub durchweg positiv war =)
Mein Resümee:
Während ich vorher Bedenken hatte, ob ich diesen Urlaub antreten solle, kann ich im Nachhinein sagen, dass es einer meiner schönsten, entspanntesten und unkritischsten Urlaube war. Mein persönlicher Eindruck war, dass es vor Ort absolut nichts schlimmes gab. Es erwarteten uns leere Marinas und Buchten sowie entspanntes Personal.
Keiner kann garantieren, dass es bei dir genau so reibungslos abläuft wie bei meiner Charter. Letztendlich muss jeder für sich abwägen, ob er oder sie eine Reise in ein Risikogebiet antreten möchte. Dennoch finde ich, dass es beim Reisen nicht so sehr darauf ankommt WOHIN man in den Urlaub fährt, sondern WAS man dort vor hat und wie man sich vor Ort verhält. Ein All-Inclusive-Hotel- und Strandurlaub ist da sicher anders zu bewerten als eine Woche Selbstverpflegung auf einem Segelboot.
Die aktuelle Liste der Risikogebiete laut Robert-Koch-Institut findest du hier: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Risikogebiete_neu.html. Wenn du zur aktuellen Lage aus Seglersicht beraten werden möchtest, stelle uns gern eine Anfrage an info@soul-sailing-charter.com.
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